Fantasy Filmfest. Tag 2.

Nach nächtlicher Traditionscurrywurst - und wieder quasi nach Hause gebracht durch meine Fantasyfilmfestlieblingsbegleitung - und einer gewissen Unruhe, die sich meiner bemächtigte, als ich als nunmehr Halbwacher, belebt durch einen doppelten Espresso, bei dem ich wieder überlegte, ob der so wohl schmecken soll, und durch Flaminglipsacidberieselung, die Bereitschaft eines Updates erkannte, sich installieren zu wollen - nun erstmal ein paar wiederunausgegorene Gedanken zum Gesehenen. Und so. Vielleicht. Also sicher, das vioelleicht bezog sich nur auf das, was ich möglicherweise schreiben werde, weil meine Gedanken mich an Plätze führen, zu denen ich noch nicht einmal das Schild gesehen habe.

Next Exit. Next Exit by Molten Brain Traditionell ist der erste Nachmittagsfilm immer einer, bei dem man sich vorher mit Koffein oder Taurin zudröhnt, um nicht immer wieder verwirrt aus Sekundenschläfen aufzuwachen. So auch hier. Aber hey. Nach dreissig Jahren denkt man auch schon mal an Kaffeemitnehmen. Jedenfalls. Angekündigt als Gesiterfilm, war es dann doch eher ein Film mit bisschen Gesitern, aber sozusagen in homöopatischer Dosis. Zwei Suizidwillige - das Selbstmörder aus dem Programmheft trifft die Sache nicht so, wenn welche sich nicht mit Splitter- oder Atombomben oder so verableben wollen -, sie etwas kantigsperrigunzugänglich erst, also so drei Viertel des Films, er wuschelköpfig bebartet und eher nett, fahren wohin, um ins nächste Leben zu wechseln, was in der filmischen Realität einfacher ist, nachdem dort Erkenntnisse vorliegen, dass es sowas gibt, was man aus dem Munde einer jungen Wissenschaftlerin hört, der ich kein Wort glauben würde, aber hey, es ist irgendwie im infochanneligen linearen Fernsehen, womit wir wieder beim Alter sind. Und das Wort Selbstmörder als noch unpassender erscheinen lassen. Jedenfalls. Was passiert? Roadmovie, Dialoge, die irgendwann auch die Vergangenheiten unangestrengt aufarbeiten und ab und an sporadisch aufbltzen und glänzen und den Film hinterher als gerne gesehen erscheinen lassen. Aber Kaffee nicht vergessen.

Swallowed. Dass man, auch wenn man nicht homophob ist, sich vielleicht eher ein bisschen emotional distanziert fühlt bei diesem Film, der, wenn die beiden männlichen Hauptpersonen Frauen wären, ein eher sexplotationistisches grindhousebmovieges guilty pleasure wäre, das stellenweise ziemlich weit geht, liegt nach der Ansicht eines langjährigen Filmfreundes, mit dem ich gelegentlich aber viel zu wenig rede, daran, dass die Medien auf die herkömmlichen Beziehungsarten zugeschnitten sind, also herkömmlich im west- und ostdeutschen, nicht berliner Sinne, und das es letztendlich eine Sehundauchsonstgewöhnungssache ist. Jedenfalls. Zwei Freunde haben Probleme bei ihrem Eimalundabschiedsjob, auf dem Weg nach LA, wo der eine schwuler Star werden will. Die im Magen transportierten Güter entwickeln sozusagen ein Eigenleben, und es gibt eine bedrohliche Aufseherein mit Knarre, und einen alten Knittermann, der das eine und das andere will. Ziemlich gut, wirklich.

Old People. Deutscher Filmversuch, das hiesige Genrekino mit Netflixmitteln zu beleben. Insoweit erfolgreich, als das Kino mit vielen Crewmitgliedern belebt wurde, auch mit zwei alten, und dass es löblich ist, zu versuchen, Genrefilme zu machen. Kamera- und sound- und schnitttechnisch durchaus ok, obwohl weniger Stilmittelausgereize und Heywasichallesgelernthabitus nicht immer besser ist. Kamerawackeln ist für mich immer ein Abtörner, auch wenn so eigentlich mehr Action suggeriert werden soll. Abgetörnt wurde ich außerdem durch die einer Waschmittelwerbung entsprungenen Hauptdarstellerfamile, die so redete, wie ich es auch sonst aus deutschen Filme kenne, nicht aber aus dem realen Leben, und die ein prenzlauerberglookiges Kind mit Vollfrisur - ja, nur ein Vorurteil, wohl, - mit sich führen. Die Verwendung von Wörtern wie "Klabautermann" und "Familienlied" etwa liess mich insbesondere innerlich totalverkrampfen und verödete unwiederbringlich einen nicht unerheblichen Prozentsatz meines Glaubens daran, das es vielleicht doch mal einen guten Film von hier geben würde. Dennoch. Viele unheimliche alte Menschen belebten sozusagen im totalen Kontrast zur Heileoderauchnichtheileweltfamile die Leinwand und konnten selbst bewegungslos überzeugen, würden aber auch agilerweise eine gute Figur in zacsnyderesken Zombiefilmen machen. Durchaus beeindruckend. Und extrem nachvollziehbar bei dem Versuch, den Wunsch zu verwirklichen, die Vorzeigefamile endlich zum Schweigen zu bringen Die Locations waren eher nach Lostplacesflair als nach logischen Gesichtspunkten ausgesucht, oder sollten als rhetorisch überhöht ausgestreckter Mahnfinger auf das Problem - zumindest wenn so ein zweitausendjahrealtes Fimoding im Wald steht - oder die Tatsache aufmerksam zu machen, dass es mehr und mehr alte Leute gibt, um die man sich kümmern sollte, was mich wieder an die Beiden erinnerte, die sich einen Tag vorher am Geländer hochziehen mussten. Also hey. Prima gut anzusehende Ansätze! Sozusagen.

Sissy. Sissy by Molten Brain Bester Film des Tages, unterhaltsam, kurzweilig, gut gespielt und intelligent. Sympathische Influencerin ist vielleicht nicht normal, aber handelt nachvollziehbar, als sie, obwohl sie die Haare vom Kind aus dem letzten Film hat, darum kämpft, ihre Kindheitstraumata auf einer Wochenendparty zu bewältigen.



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